Im Südwesten Ostfrieslands liegt der deutsche Teil des Rheiderlandes mit seinem reichen kulturhistorischen Erbe: Fruchtbare Böden und hohe Getreidepreise brachten der Region im 19. Jahrhundert einen gewissen Wohlstand, den die Hofbesitzer durch stattliche Gulfhöfe mit stilvoll angelegten parkähnlichen Gärten zur Schau stellten. Die VGH-Stiftung beteiligt sich mit Fördergeldern an der Wiederanlage des historischen Gartens Tammen in Bunderhee im Landkreis Leer. Im Herbst soll er fertiggestellt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Gartenarchitektur im zeitgenössischen Stil
Die rheiderländer Großbauern richteten sich bei der Anlage ihrer Gärten nach der aktuellen Mode: Im 19. Jahrhundert waren die „Slingertuins“ besonders angesagt. Geprägt von geschlungenen Pfaden, luden die Gärten zum Lustwandeln ein. Zu einem echten „Slingertuin“ gehört auch ein künstlich angelegter Teich, in dem sich der Giebel des Gutshauses repräsentativ spiegelt. Weitere Stilmerkmale der Gartenart sind Solitärbäume, halbrunde Beete, weiße Brücken, Rasenflächen und ein etwas höherer Hügel.
Das Steinhaus zu Bunderhee
Der historische Garten Tammen grenzt an die ursprünglichste Häuptlingsburg Ostfrieslands: Das Steinhaus zu Bunderhee stammt aus der Zeit um 1400. Einst turmförmig und wehrhaft erbaut, wandelte sich seine Funktion und Gestalt im Laufe der Jahrhunderte. Heute steht das Steinhaus ganz im Zeichen der Heimatkunde und bietet Raum für Führungen, kleinere Kulturveranstaltungen sowie Trauungen.
Zurück zu alter Pracht
Mitte des 20. Jahrhunderts führten veränderte wirtschaftliche Bedingungen zur Vernachlässigung der einst aufwendig gestalteten Parkanlage Tammen. Erst der Grundstückserwerb durch die Ostfriesische Landschaft (Steinhaus und Park) sowie eines Privatinvestors aus der Region (Gulfhaus) konnte den Verfall stoppen. Das Steinhaus wurde bereits aufwendig im Einklang mit dem Denkmalschutz saniert, und auch der Gulfhof wird bald wieder sein ursprüngliches Gesicht zurückerhalten. Im Garten Tammen sind die Bauarbeiten in vollem Gange, schwere Maschinen bahnen sich den Weg durch wildes Geäst und Gestrüpp. Wege und Zufahrten werden angelegt und befestigt. Dann folgen eine Bepflanzung nach altem Vorbild und der Bau einer Brücke, die über den Teich führt.
Auf Fördermittel angewiesen
Als studierter Archäologe war Landschaftsdirektor Dr. Rolf Bärenfänger bereits bei vielen Ausgrabungen, Restaurierungen und Sanierungen in der Region mit dabei. Die Geschichte Ostfrieslands mit ihren Häuptlingen, Trutzburgen und der späteren Herausbildung der Landstände ließ den gebürtigen Hamburger nicht mehr los: „Noch heute sind Selbstbestimmung und die Bewahrung der regionalen Kultur hier große Themen. So setzen sich die Ostfriesen stark für den Erhalt der plattdeutschen Sprache ein, und ihre ‚Teetied‘ (Teezeit, Teekultur) wurde kürzlich von der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe erklärt. Umso mehr freue ich mich, dass wir den historischen Garten Tammen auch mit Hilfe von Fördergeldern der VGH-Stiftung restaurieren und als heimatkundlichen Ort erhalten können.“
Text und Medien: Anna Stella Bonin
Redaktion: Bruno Schubert
Umsetzung Internet: Jörg Zimmermann